Vergebung empfangen - Vergebung schenken
13.05.2006 von Winfried Hahn
Die Frage nach Schuld scheint auf den ersten Blick altmodisch zu sein. Die Begriffe Schuld und Vergebung passen nicht so recht in die moderne Welt. Aber auf den zweiten Blick erkennen wir, dass es ein wichtiges und zentrales Thema ist. Gerade in unserer Zeit gibt es immer mehr junge Leute die sich nicht mit einer oberflächlichen Konsummentalität abspeisen oder besser gesagt verderben lassen wollen, vielmehr stellen sie tiefe Fragen. Fragen nach dem Woher, Wozu und Wohin des Lebens. Fragen nach Verantwortung, Schuld und Vergebung, Fragen nach Gott, Erlösung und Jenseits.
Verdutzt, überrascht, ja fast ratlos muss es eine effekthaschende oberflächliche und unmoralisch gewordene Medienbranche zur Kenntnis nehmen: Gott ist wieder in! Sichtlich schwer fällt es vielen Komödianten, Journalisten und anderen Priestern der Spaßgesellschaft sich auf die neue Ernsthaftigkeit und die Fragen gerade junger Leute einzustellen!
Auch das Thema Schuld und Vergebung gehört zu den zentralen Themen des Menschseins. Wir Menschen sind für unser Tun und Handeln verantwortlich. Gott sprach: "Macht euch die Erde untertan." Damit übertrug er die Verwaltung der Erde auf die Menschen in der Erwartung, dass sie verantwortlich handeln würden. Es stellte sich jedoch sehr schnell heraus, dass die Menschen die ihnen übertragene Freiheit missbrauchten und schuldig wurden. Die Frage der Schuld macht die Frage nach der Verantwortung bedeutsam. Solange alles glatt geht und funktioniert, stellt sich die Frage nach der Verantwortung in weit geringerem Maße, als wenn etwas schief geht. Wer ist schuldig? Wer hat den Fehler gemacht? Wer muss die Verantwortung übernehmen?
Wir Menschen sind Meister im Vertuschen von Fehlern. Wenn wir einen Fehler machen, dann schämen wir uns. Das Gefühl der Scham ist jedoch sehr unangenehm. Bloßgestellt, schuldig und sich damit abgelehnt fühlen, ist für uns Menschen ein unerträglicher Gedanke. Verlacht und verspottet zu werden ist für die meisten Menschen eine so unangenehme Vorstellung, dass viele bei dem Gedanken, etwas öffentlich sagen zu wollen, Herzklopfen, feuchte Hände, Magen- und Darmbeschwerden oder Ähnliches bekommen. Man könnte sich ja blamieren. So groß ist die Angst vor der Scham. Deshalb fällt es uns so schwer, Fehler zuzugeben. Wir schämen uns, haben das Gefühl bloßgestellt zu sein, versagt zu haben. Das macht Angst. Fehler einzugestehen ist für viele Menschen sehr schwierig. Denn Schuld erzeugt Scham. Scham ist ein unangenehmes Gefühl und macht Angst. Die Verkettung von Schuld-Scham und Angst macht es uns so schwer, Fehler zuzugeben und zu sagen: Verzeih mir, ich habe etwas falsch gemacht. Sofort kommen uns Situationen in den Sinn, wo uns gesagt wurde: Das kann nur Dir passieren, oder wo uns die Botschaft traf: Das ist wieder mal typisch für dich.
Begebenheiten in denen wir verletzt und erniedrigt wurden, erzeugen die Reaktion: Ich will nicht immer der Schuldig sein. Immer können alle auf mir herumtrampeln. Angst vor Ablehnung lässt uns innere Schutzmauern bauen. Aber da kommt Jesus und sagt zu uns: Fürchte dich nicht und schäm dich nicht. Es sind doch alle Menschen schuldig geworden. Versteck dich nicht mit deinen Fehlern und Schwächen. Ich verstoße dich nicht, ich strafe dich nicht, ich verachte dich nicht. Ich vergebe dir. Bei Jesus entsteht keine Kränkung der Würde, wenn wir unsere Fehler zugeben, weil er keine Vorhaltungen macht. Vielmehr gibt er uns Schutz. Wenn wir Fehler machen fühlen wir uns schutzlos. Jedoch in dem Wissen, er macht keine Vorhaltungen, sondern belohnt unsere Ehrlichkeit, werden wir frei, Fehler zuzugeben, und um Vergebung zu bitten.
Dies schafft gleichzeitig die Offenheit und Bereitschaft, anderen Vergebung zu gewähren. Wer die Erfahrung machen durfte, dass ihm selbst vergeben wurde, kann im Blick auf die eigene vergebene Schuld anderen vergeben. So lesen wir im Neuen Testament: Wem viel vergeben wurde, liebt viel.
Liebe Leserin, Lieber Leser, haben Sie den Mut, da wo sie sich schuldig fühlen oder wo Sie ihrer Verantwortung nicht gerecht wurden, Gott und wo nötig Menschen um Vergebung zu bitten. Die Bibel sagt im 1. Johannesbrief Vers 9: Wenn wir unsere Sünden bekennen, ist er treu und gerecht, dass er uns die Sünden vergibt und reinigt uns von aller Ungerechtigkeit. Das ist eine Zusage und Verheißung. Er vergibt uns alle Schuld. Dieses Tatsache macht uns frei und öffnet den Weg anderen zu vergeben.
Ein Artikel von www.glaube.de
Textbearbeitung: Abschriften der Manuskripte von Kassetten für Glaube.de: Ulrike Hahn mit dem Verlagsteam des De `Ignis Wohnheimes
Eingereicht vom Herausgeber/Autor:
Winfried Hahn, Heimleiter, De`Ignis Wohnheimes für psychisch kranke Menschen (Herausgeber : Verlag Stimme des Glaubens)
|
|