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Haschen nach Wind |
„Wo gehst du hin, wenn heute Nacht dein Leben zu Ende ist?" fragte mich mein Bruder eines Abends bevor wir ins Bett gingen. „Ich weiß es nicht. Ich denke, zu Gott.“ „Wirklich?“, fragte mein Bruder?. „Ist das wirklich klar?“ Nein, so klar schien es mir dann in diesem Moment doch nicht zu sein. „Aber so schlecht bist du doch gar nicht“, schoss es mir durch den Kopf. Was hast du denn schon als Elfjähriger Schlechtes getan? Keine Bank ausgeraubt, kein Flugzeug entführt. Du kannst doch ganz gut vor Gott bestehen,“ dachte ich. Nein, da waren Dinge in meinem Leben, die mich von Gott trennten. Das wusste ich aus der Gemeinde und der Kinderstunde. Jetzt aber traf mich diese Frage. Wie in einem dunklen Raum, in dem jemand einen Lichtstrahl auf mich richtete, kam ich mir vor. Jetzt bin ich gefragt, wie soll ich reagieren? Ich muss mich entscheiden!
Ich soll ein Sünder sein?
Gedanken kreisten in meinem Kopf wie: „Die Bibel ist nicht in Ordnung, sie hat Fehler, Gott gibt es doch gar nicht.“ Gedanken, die mich wegziehen wollten von dieser Entscheidung. Im Gegensatz dazu wußte ich: „Ich bin ein Sünder." Obwohl ich gläubige Christen als Eltern hatte, die mich vor vielen schlechten Wegen bis dahin bewahrt hatten, fiel mir ein: „Ich habe manchmal gelogen und ein bisschen Geld gestohlen. Ein volles Marmeladenglas ging einmal zu Bruch. Ich stellte es wieder an seinen Platz und tat so, als ob nichts gewesen wäre. Meine Mutter merkte es aber und stellte mich zur Rede. Ich fühlte mich ertappt, das traf mich hart. Sind das nur harmlose Kleinigkeiten? „Da ist kein Gerechter, auch nicht einer“, lesen wir in der Bibel, in Römer 3,10.
Eine Sünde reicht, um verloren zu gehen. Wenn ein Baby in eine Pfütze fällt, kann es darin genauso ertrinken wie im Atlantik. Ein „bisschen" reicht zum Sterben! „Weißt du was du tun sollst?" Mein Bruder ließ damals nicht locker. „Ja", antwortete ich. Dann betete ich zu Jesus Christus etwa so: „Herr Jesus, ich bin ein Sünder. Bei der Gelegenheit habe ich gelogen, dort etwas gestohlen, ich war meinen Eltern ungehorsam“. Alles was mir einfiel, nannte ich mit Namen. „Bitte vergib mir meine Sünden, auch die, die mir jetzt nicht einfallen. Ich danke dir, dass du am Kreuz von Golgatha für meine Sünden gestorben bist. Bitte, sei du Herr meines Lebens, dir möchte ich ab jetzt folgen. Amen.“
Was empfand ich in dieser Situation? Frieden in meinem Inneren. Einen tiefen Frieden. Aber sonst nichts Besonderes. Jeder empfindet diesen Augenblick mit Gott anders, manche freuen sich, andere weinen. Ist der Weg zu Gott ein Ritual? Muss man so beten, wie ich damals mit 11 Jahren gebetet habe? Nein, sicher nicht. Es geht darum, im Gebet vor Gott klarzumachen, dass im Herzen Trauer ist über die eigene Lebensschuld (egal, wie groß oder klein) und dass man sich beruft auf den Tod Jesu, des Sohnes Gottes, als Bezahlung dieser Schuld.
Wichtig ist, dass man aufrichtig und ehrlich zu Jesus Christus kommt. Niemand kann ihm etwas vormachen. Er stößt keinen weg (lies Johannes 6,37). In der Bibel betete der Zöllner: „Oh Gott, sei mir, dem Sünder, gnädig.“ (Lukas 18,13 und 14). In den wenigen Worten lag alles, die ganze Persönlichkeit des Zöllners und sein Wunsch, ein neues Leben zu beginnen. Ihn hat der Herr Jesus Christus angenommen. Es kommt wirklich nicht auf schön formulierte Worte an!
Gott hat mich letztlich vor manchem bewahrt, wofür ich Ihm dankbar bin. Aber was änderte sich nun in meinem Leben? Die Bibel setzt eine Änderung als normal voraus. Wir lesen in 2.Korinther 5,17 von einer „Neuen Schöpfung“. Damit ist der Mensch gemeint, der zu Gott umgekehrt ist. Gott gab mir neue Wünsche und neue Ziele. Ich hatte von jetzt an den Wunsch, meinen Eltern zu gehorchen, wollte alles, was mit Gott zu tun hat, besser kennen lernen. Daher las ich bald mehrfach die Bibel durch - obwohl ich nicht viel verstand. Ich las einfach weiter, und es blieb manche Aussage hängen. Nach Gottes Willen fragen, war ein weiteres Merkmal, wie Gott mein Leben veränderte. Bei „kleineren und größeren” Entscheidungen kam die Frage auf: „Was möchte Gott eigentlich von mir in dieser Situation?”
Anfechtungen und Zweifel
Dann kamen Rückschläge. Anfechtungen und Zweifel an Aussagen der Bibel, z.B. durch Gespräche mit Freunden oder durch Unterrichtsinhalte in der Schule hervorgerufen, traten vermehrt auf.
Wichtige Bibelstellen, an die ich mich in solchen Situationen erinnerte, schoben die Anfechtungen beiseite. So erlebe ich es auch noch heute noch. Das Wort Gottes bringt Gewissheit und vertreibt „Anfechtungen und Zweifel”. Auch der Herr Jesus hielt den Versuchungen des Teufels in Lukas 4,1-13 das Wort Gottes entgegen, und er mußte weichen.
Der Sport hatte es mir angetan
Parallel zu dieser geistlichen Entwicklung nahm der Sport, speziell Tischtennis, sehr viel Raum in meinem Leben ein. Als ich zwölf Jahre alt war, nahm mich ein Freund mit zum Training in den kleinen Dorfverein. Ich hatte einfach Freude am Spielen. Bald trainierte ich etwa zweieinhalb Stunden täglich. Hinzu kam noch Ausgleichssport. Der Leistungssport hatte mich wirklich gefangen. Eigentlich wollte ich beides: Glauben und Sport. An ein Aufhören mochte ich mit sechzehn Jahren nicht denken, denn der Erfolg bei den Turnieren und Meisterschaften als Schüler und Jugendspieler stellte sich ein. Das Training zahlte sich aus. Als Jugendspieler spielte ich schon bei den Herren in der 4. Liga. Bei all dem Erfolg kamen in mir mit achtzehn Jahren leise Zweifel auf. Gab es nicht wichtigere Dinge im Leben, gerade auch als Christ, für die es sich lohnte, zeitlich mehr einzusetzen? Etwa zur selben Zeit knickte ich an einer Bordsteinkante mit dem rechten Fuß um. Daher konnte ich nicht mehr so sicher auftreten, wodurch ich in wichtigen Punktspielen gleich 2-3 entscheidende Punkte schlechter war. Ich hätte mir auch den Fuß brechen können.
Ende des Leistungssports?
Dieses Ereignis sah ich als Fingerzeig Gottes an, mit dem Leistungssport aufzuhören und mich mehr mit Jesus Christus und der Bibel zu beschäftigen. Mir wurde immer klarer, dass der Sport, so intensiv, wie ich ihn betrieb „Eitelkeit und ein Haschen nach Wind“ ist, wie es der Prediger im gleichnamigen Bibelbuch in Kapitel 2 Vers 11 ausdrückt. Die Motivation und die Einstellung zum Siegen ließen immer mehr nach, auch das Training reduzierte ich drastisch. In dieser Phase traf ich mich mit einem Freund aus der Gemeinde zum Bibel lesen. Er nahm mich auch mit zu Bibelkonferenzen und Bibelfreizeiten.
Die Punktspielsaison wollte ich noch zu Ende spielen. Es war nicht leicht, den Mitspielern der Mannschaft zu erklären, warum ich nach der Saison aufhören wollte. Keiner konnte es glauben: Der, der sonst so viel trainiert hatte, wollte aufhören?
„Wenn du aufhörst, kannst du uns nichts mehr von Gott erzählen“, war ein ziemlich listiges Argument. In vielen Gesprächen hörten sie von der Notwendigkeit, eine persönliche Beziehung zu Jesus Christus zu bekommen, manche christliche Schrift wurde weitergegeben. - Sie hatten viele Informationen erhalten. Eine Zeit lang beschäftigte mich der Gedanke, weiter zu spielen, auf der Sporttasche oder am Trainingsanzug „Jesus Christus lebt“, oder einen ähnlichen Schriftzug anzubringen, um damit bei Punktspielen, Turnieren oder Meisterschaften anderen einen Denkanstoß zu geben. - Nein, ich sollte aufhören. Um die Klasse zu halten, hätte ich wieder viel trainieren müssen, was viel Zeit gekostet hätte. Nach dem letzten Punktspiel legte ich den Tischtennisschläger in den Schrank und rührte ihn ein Jahr nicht mehr an. Ich hatte das Gefühl, befreit zu sein. Heute spiele ich noch ab und zu mit meinen Kindern, um etwas Bewegung zu haben.
Eine neue Perspektive
Das Aufhören mit dem Leistungssport war für mich wie eine zweite Entscheidung für Jesus Christus. Was hatte Gott nun mit mir vor? In dieser Zeit ging mir ein Gedanke durch und durch: „Die Menschen, die nicht die Botschaft von Jesus Christus hören und annehmen, gehen für ewig verloren!“ Mir stellte sich die Frage: „Wie trage ich dazu bei, dass Menschen von Gott erfahren?“
Ich habe nur ein Leben, was mache ich damit? Vertändele ich die Zeit mit nebensächlichen Dingen? Welche Lebensziele habe ich, was sind die Prioritäten in meinem Leben? Berufsausbildung, Geld verdienen, eine Familie gründen? Gibt es etwas Schöneres, als auf Gott bezogen zu leben und ihm, dem Schöpfer und Erhalter aller Dinge, zu dienen? Dieser Gedanke ließ mich nicht mehr los. Von da an bat ich den Herrn Jesus: „Mache mich bitte zu einem Segenskanal für andere.“ Handzettel mit der Erläuterung des Weges zu Gott verteilte ich nun regelmäßig in Briefkästen bei uns im Haus, in der Nachbarschaft und in den Nachbardörfern.
Mein Wunsch war, täglich wenigstens einem Menschen von der Liebe und der Rettungsabsicht Gottes zu erzählen. Meine Ausbildung und mein Beruf prägten und formten mich, um Menschen in ihren Situationen und ihrem Denken besser zu verstehen. Später führte Gott es so, dass ich meinen Beruf aufgab, um hauptberuflich missionarisch in Norddeutschland zu arbeiten. Leistungssportler liegen mir dabei besonders am Herzen, um sie mit der frohen, lebensverändernden Botschaft von Jesus Christus zu erreichen. Ich habe erlebt, dass es sich wirklich lohnt für Gott zu leben, damit mein Leben nicht „Eitelkeit und ein Haschen nach Wind“ bleibt.
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