Vertrauen nicht verzweifeln
14.08.2006 von Hugo
Nicht verzweifeln sondern vertrauen
Um 22 Uhr gellte der schrille Ruf des Telefons. Die Botschaft, die ich dann erfuhr, wühlte mein Herz auf. Hugo war schwer verunglückt, mit dem Sanitätsauto und dann mit dem Hubschrauber ins Versehrten-krankenhaus gebracht worden. Warum mußte das geschehen, wie werden das seine junge Frau und seine Eltern aufnehmen? Man klammerte sich an letzte Hoffnungen. dass vielleicht ein Wunder geschehen möchte. Es durfte nicht wahr sein, dass das hoffnungsvolle Leben so jäh abbrach und eine junge Ehe einer solchen Belastungsprobe ausgesetzt wurde. Wie hingen seine Schüler an diesem frohen und vorbildlichen Lehrer und Jungscharleiter!
So geschah es damals, und so erzählte er es uns selbst:
„5. August 1978: Seit 2 Tagen war ich mit meiner Jungschargruppe auf einer Zelt- und Bibelfreizeit in einem Ort im Steigerwald. Die Jungscharler und ich als ihr Leiter erlebten viel Freude in die-ser Zeit bei gemeinsamem Spiel, Nachtwanderungen, spannenden Geschichten und Andachten. Ich war froh, diesen Dienst an den Jungen tun zu dürfen und fühlte mich als guter Sportler so recht in meinem Element.
Ein Kopfsprung in den Badeteich unterbrach dann schlagartig mein bisheriges Leben. Auf ungeklärte Weise brach ich mir das Genick und war sofort an Armen und Beinen völlig gelähmt. Mein Hilferuf zum Herrn Jesus wurde erhört. Ich konnte noch einmal auftauchen und schreien und auf meine scheinbar hoffnungslose Lage aufmerksam machen. Die Jungscharler zogen mich aus dem Wasser ans Ufer. Ein Vers, der mich schon längere Zeit vor dem Unfall beschäftigt hatte, fiel mir plötzlich ein: „Wir wissen aber, dass denen, die Gott lieben, alle Dinge zum Besten dienen.“ (Römer 8, 28)
Konnte ich dieser Aussage des Apostel Paulus auch jetzt zustimmen? Oder war meine Lage ganz und gar hoffnungs-los? Aus einem gesunden, mit einer Reihe körperlicher Fähigkeiten ausgestatteten Menschen war ein Schwerbehinderter geworden, der nun bei den kleinsten Verrichtungen (Essen, Naseputzen, Kratzen, Le-sen) auf die Hilfe seiner Mitmenschen an-gewiesen war. War es nicht ein Ding der Unmöglichkeit, dass mir dieser Unfall zum Besten dienen konnte?! War mein Leben dadurch nicht sinnlos geworden und das Verzweifeln die einzig mögliche Reaktion? — Aber gerade das geschah nicht.
Vom Zeitpunkt des Unfalls an durfte ich er-leben, dass Gott mich nicht allein läßt: Da war der Sanitäter im Unfallwagen, ein gläubiger Christ, der mich im Gespräch stärkte. Da waren die vielen Menschen, die mich im Krankenhaus besuchten und für mich beteten. Da war der Heilungsver-lauf selbst, der ohne die vielen möglichen Komplikationen (Lungenentzündung. Thrombosen, gefährliche Druckstellen etc.) ablief.
Da wurden ohne unser Wissen und Zutun durch eine Unfallversicherung die finanziellen Probleme gelöst. Da war vor allem das starke, deutliche Wissen, dass ich in meiner großen Hilflosigkeit sicher und geborgen war. Nicht nur mir. sondern auch meiner Frau wurde die Kraft geschenkt, Situationen, die wir früher für unerträglich gehalten hätten, als Finger-zeig und helfendes Eingreifen Gottes zu erleben. So sehe ich in meinem Unfall mit seinen Folgen weder eine Strafe Gottes noch das Zuschlagen eines blinden Schicksals, sondern den Teil eines großen Planes Gottes, dessen Sinn ich noch nicht ganz erfassen kann. Aber wenn ich den Sinn auch nicht kenne, so darf ich doch freudig dem vertrauen, der mich so liebt, dass er für mich ans Kreuz gegangen ist."
W. Scheyhing H. Pohl
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