Wer von euch hat nicht schon in einem Gottesdienst ein prophetisches Wort von einem mehr oder weniger bestätigten Propheten bekommen? Ehrlich gesagt habe ich im Laufe meines Gemeindedaseins schon hunderte oder mehr solcher Worte gehört, die Leute voller Freude oder unter Tränen gerührt empfangen haben. Leider muss ich aber mit der Erfahrung der Jahre auch feststellen, dass nicht alle dieser Worte ihren Empfänger an das verheißene Ziel geführt haben.
Nun gibt es zwei Möglichkeiten. Erstens könnte man sagen, dass das mit der Prophetie in den charismatischen Gemeinden alles nichts so richtig sei, wie ja die obigen Fakten beweisen. Ich tendiere eher dazu, die Prophetien als solche stehen zu lassen und beim Empfänger zu schauen, wie er mit dieser Prophetie umgeht.
Ein Paradebeispiel dabei finden wir übrigens in der Bibel. Der spätere König David bekommt als kleiner Hirtenjunge eben das Wort, später einmal das Staatsoberhaupt des Volkes Israel zu werden. Der lange Weg dorthin wird uns in der Bibel eingehend beschrieben. Aber was sind die Details, dass aus einem sterilen Wort ein Ziel wird, das auch erreicht wird? Und vielleicht hilft uns die Suche dorthin, unser Bild von Gott so zu korrigieren, dass Gottes Charakter sich in unserem Leben noch klarer entfaltet.
Was tat also David, damit sich sein persönliches prophetisches Wort in seinem Leben entfaltete? Er bekam das Wort übrigens vom absoluten Abräumerpropheten von Israel, nämlich von Samuel, der wohl eindeutigst als Prophet von Gott bestätigt war. Die Frage, ob das Wort nun vom Herrn war oder nicht brauchen wir uns also nicht mehr stellen. Das Interessante, was ich an der überwiegenden Zahl der prophetischen Worte entdeckt habe ist, dass sie immer ein Ziel beschreiben, aber so gut wie nie den Weg dorthin. So war es auch bei David. Die Frage ist: Warum ist das so und liegt hier vielleicht ein Schlüssel begraben, der uns zu mehr Erfüllungen von persönlichen prophetischen Worten führt?
In einem meiner Lieblingspsalmen findet sich folgender Vers:
Psalm 37, 5 Befiehl dem HERRN deinen Weg und vertraue auf ihn, so wird er handeln
Glücklicherweise ist dies ein Psalm Davids. Aber David hat von Gott in prophetischer Weise seinen Weg gar nicht erklärt bekommen, nur das Ziel. Auch der Autor des Psalms 119, der viel über Gottes Wege und das Bewahren des guten Weges redet, lässt sich im Vers 26 zu folgender Aussage hinreißen:
Psalm 119, 26 Meine Wege habe ich erzählt, und du hast mich erhört. Lehre mich deine Ordnungen!
Das entspricht aber gar nicht dem Bilde eines souveränen Gottes, der nichts aus der Hand gibt und alles schon getan hat. Andererseits sagt er aber auch:
Psalm 115, 16 Die Himmel sind die Himmel des HERRN, die Erde aber hat er den
Menschenkindern gegeben.
Gott gab schon im Paradies die Welt in die Hand der Menschen, welche sie mit ihrer Kreativität regieren sollten, sonst hätte der Teufel ihnen ja nicht so in die Parade fahren können. Sollte also unsere Kreativität und unsere Fähigkeit zu Träumen ein regelrecht wichtiges Werkzeug in der Hand Gottes sein, damit sein Wille geschieht?
Jetzt höre ich mal mit diesen dummen rhetorischen Fragen auf. Die richtige Antwort heißt JA! Ich denke wirklich, dass Gott uns zu so viel Selbstständigkeit erziehen will. Sonst hätte er Adam und Eva im Paradies nicht die ganze Verantwortung für die Welt in die Hände gelegt. Vielleicht versuchen wir viel zu oft, Gott die Verantwortung in seine gigantisch großen Schuhe zurück zu schieben, indem wir aus ihm einen Weltbeherrscher machen, der gleichermaßen souverän und totalitär alles regiert und wir uns deswegen immer, wenn etwas nicht funkioniert, zu recht bei ihm beschweren können. Aber so ist Gott nicht und so bekommen wir erfahrungsgemäß nicht den optimalen Segen.
Jeder Geschäftsmann weiß, das nur mit Beten und Warten sich keines seiner wirtschaftlichen Ziele erfüllt. Und wer mit erfolgreichen Geschäftsmenschen verkehrt, wird bald merken, dass sie es lieben, ihre Kreativität einzusetzen,
um immer effektiver zu werden.
Wir lesen, dass David nicht aufgehört hat, seine Wege zu erträumen und sie dem Herrn hinzulegen, damit sie zustande kommen. Und jetzt wollen wir das Pferd nochmals richtig herum aufzäumen:
Gott will mit einem prophetischen Wort in uns die Sehnsucht wecken, ein Ziel zu erreichen. Er hat uns bewusst die Kreativität gegeben, dass wir den Weg dorthin erdenken und ersinnen und im Herzen immer wieder bewegen.
Sprüche 21, 1
Wasserbäche ist das Herz eines Königs in der Hand des HERRN; wohin immer er will, neigt er es.
Hier stehts noch mal in Html: Gott lenkt unsere Wege sogar explizit dadurch, dass er unseren Herzen Neigungen gibt. Denn Wasserbäche fließen auch immer eine Neigung herunter. Gott will also nicht nur durch sicherlich wunderschöne und immer wieder aufbauende prophetische Worte unseren Weg lenken, sondern diese Worte treffen nur etwas, was Gott schon in Form von Neigungen in unser Herz gelegt hat. Daher kann Gott sich auch auf unsere Kreativität verlassen, denn er hat sie uns schließlich gegeben. Somit trifft ein persönliches prophetisches Wort also eigentlich immer auf ein von Gott schon vorbereitetes Herz. Und nun geht’s los!
Dann sind die Widerstände auf dem Weg dorthin nicht entscheidend, denn unser Ziel und der Weg sind innerhalb von uns und nicht von Außenumständen abhängig. Gerade David weiß davon ein Lied zu singen (oh das war jetzt aber treffend ausgedrückt).
Diese Träume werden uns motivieren und unser Verhalten beeinflussen. Das weiß die Werbeindustrie anscheinend besser als die Christen und nutzt es ganz bewusst, um Bedürfnisse zu wecken. Wecke du das Bedürfnis in dir, Gottes Ziele zu erreichen. Gott wird helfen und segnen und Wunder tun, aber nur, wenn du anfängst zu träumen und dann Gott deine Wege anvertraust.
Prophetien sind kein Hauptgewinn in der Lotterie oder Preisgutscheine. Das prophetische Wort ist das Zündplättchen in der Kugel, dass dich durch die Sprengladung der Wünsche deines Herzen in die Richtung auf das göttliche Ziel katapultiert. Gott gibt dir mit ihnen ein Skelett für dein Leben, damit du anfängst dieses mit Fleisch und Haut zu überziehen und zum Laufen zu bringen.
Hebräer 4, 12 Denn das Wort Gottes ist lebendig und wirksam und schärfer als jedes zweischneidige Schwert und durchdringend bis zur Scheidung von Seele und Geist, sowohl der Gelenke als auch des Markes, und ein Richter der Gedanken und Gesinnungen des Herzens;
Auch das prophetische Wort hat, wenn wir es als Wort des Herrn betrachten die Kraft unser ganzes Inneres nach Gottes Zielen auszurichten.
Und David nutzte die Zeit, sich als König ausbilden zu lassen. Er arrangierte sich seine militärische Ausbildung, lernte Leiterschaft, machte einige Auslandssemester bei den Philistern, um Politik und Wirtschaft zu studieren und kam dann zurück und Gott setzte ihn in das ein, was er für David vorbereitet hatte. Nutze auch du die Zeit und träume nicht nur und bete, sondern schule dich und bilde dich aus.
Wenn der Herr sagt, du sollst mal Bundeskanzlerin werden, solltest du in eine Partei gehen und die politische, wirtschaftliche und kulturelle Geschichte deines Landes genauestens studieren und jetzt schon anfangen deinen Mitmenschen zu dienen, denn du willst schließlich später einem ganzen Land dienen.
Lukas 16, 10 Wer im Geringsten treu ist, ist auch in vielem treu, und wer im Geringsten ungerecht ist, ist auch in vielem ungerecht.
Wenn der Herr sagt, du sollst der berühmteste Rockstar überhaupt werden, dann fang an, der beste auf deinem Instrument zu werden und im Übrigen täte dir wohl etwas Gesangsunterricht auch ganz gut.
1. Chronik 25, 7 Und es war ihre Zahl mit ihren Brüdern, die im Gesang für den HERRN geübt waren, alles Meister, 288.
Wenn du erfolgreicher Unternehmer werden sollst, dann studiere für dich Wirtschaft und lass das Spekulieren mit den Aktien endlich sein, denn so wird das nichts. Es ist nicht Glück mit dem schnellen Geld, sondern händeweises Sammeln:
Sprüche 13, 11 Schnell erworbener Besitz wird
weniger; wer aber händeweise sammelt, vermehrt .
Ich will sehen, dass in diesem Land Männer und Frauen aufstehen, auf denen so die Weisheit Gottes ruht, dass es jeder in Politik, Wirtschaft, Kultur, Bildung und Sport erkennen wird und sie in leitende Ämter setzt. Und diese Leute sind jetzt schon durch persönliche prophetische Worte in ihren Gemeinden berufen worden. Wenn du einer von ihnen bist, tritt heraus. Träume, bete und schule dich. Gott braucht dich, denn es geht nicht um dich, sondern um dein Land. Und dein Land soll verändert und errettet werden. Dafür musst du deinen Platz einnehmen. Warte nicht länger, sondern beginne die Schritte zu gehen.
Ein Artikel von Glaube.de )
Autor: Fabian Heinze, Jugendpastor der Gemeinde auf dem Weg, Berlin
Quelle: Jugend auf dem Weg (Homepage JadW)
Mit freundlicher Genehmigung von Fabian Heinze