Jesus, der mit uns leidet und uns hilft
22.08.2008 von Osponde
Robert Nowak: Jesus, der mit uns leidet und uns hilft
Es gibt einen Lebensbereich, den wir uns wahrhaftig nicht herbeiwünschen, der aber dennoch immer gegenwärtig ist: Das Leid. Kummer und Schmerz können uns jederzeit erreichen. Selbst wer heute noch freudig und sorglos den Tag genießt, kann nicht ausschließen, dass er vielleicht morgen schon von einem Leiden heimgesucht wird.
Bibelstelle: Hebräer 2, 17 + 18: Daher musste er in allen Dingen seinen Brüdern gleich werden, auf dass er barmherzig würde und ein treuer Hohepriester vor Gott, zu sühnen die Sünden des Volks. Denn worin er gelitten hat und versucht ist, kann er denen helfen, die versucht werden.
Eine Krankheit befällt uns, es gibt Schwierigkeiten in der Beziehung, Kinder zeigen Verhalten, das echt Sorgen macht, die Arbeitsstelle geht verloren, und, und , und ... Die Liste möglicher Leidensursachen ist unendlich lang.
Zwar gibt es für fast alle möglichen Leiden ein Angebot zur Hilfe: Der Arzt und das Krankenhaus, Psychologen und verschiedene Therapeuten, Soziale Einrichtungen und Hilfen und nicht zuletzt die Zuwendung von Familienangehörigen und Freunden. Gut, dass es das gibt! Und dennoch, wenn es wirklich ernst wird, ist doch jeder mit seinem Leid mehr oder weniger allein. Und auch das ist eine traurige Erfahrung: je größer das Leid und je länger es dauert, desto mehr schwinden auch die Hilfen und die Freunde. Der deutsche Dichter Hermann Hesse hat das wohl auch durchlitten und in dem Gedicht „Im Nebel“ festgehalten. In einer Strophe heißt es:
Voll von Freunden war mir die Welt,
als mein Leben noch licht war.
Nun, da der Nebel fällt,
ist keiner mehr sichtbar.
Aber, wird mancher sagen und wir Christen an erster Stelle: Ist denn nicht in der Bibel die Rede von einem Gott, der da hilft? Wird nicht Jesus angeboten als der, der übermenschlich helfen kann? Ja, so ist es, und es stimmt! Wir tun allerdings gut daran, wenn wir hier etwas gründlicher nachdenken. Denn in aller Regel tauchen hier gleich Fragen auf. Zum Beispiel die Frage: Wieso lässt Gott das Leid überhaupt zu und warum trifft es gerade mich, der ich doch an Gott glaube? Es wird meist gesagt, dass es auf diese Fragen keine Antworten gebe. Das stimmt sicher, wenn wir an endgültige Antworten denken. Aber Erklärungsversuche darf und sollte es geben
Dazu sollten wir folgendes bedenken: Seit dem Sündenfall leben wir nicht mehr in der Welt, wie sie uns nach dem sechsten Schöpfungstag geschildert wird, wo alles „sehr gut“ und Gott der unmittelbare Ansprechpartner des Menschen war. Seit diesem Sündenfall, in den wir alle durch persönliche Sünde hineingezogen sind - denn auch wir haben vor Zeiten Gott abgelehnt - wird die Welt grundsätzlich nicht mehr vornehmlich vom Willen Gottes bestimmt. Wir leben vielmehr in einer Welt, wo auch der Widersacher Gottes, Satan, noch Macht hat. Zwar hat Gott nicht ganz seine Hand von dieser Welt zurückgezogen. Heißt es doch in seinem Wort:
Er lässt seine Sonne scheinen über die Guten und über die Bösen und lässt regnen über Gerechte und Ungerechte. (Matthäus 5,45)
Aber da die Menschheit sich grundsätzlich entschieden hat, ohne Gott zu leben, hat Er sie in die von ihr gewollte Freiheit ohne sein Wirken entlassen. Wir sprechen seit dem von der ‚gefallenen Welt’, wo nicht mehr alles von den Ordnungen Gottes bestimmt wird, sondern von dem Willen des Menschen und den natürlichen Gegebenheiten. Seitdem wird die Welt grundsätzlich von dem Kausalprinzip beherrscht. Das heißt, alles in unserer Welt ist von Ursache und Wirkung bestimmt.
Im Klartext heißt das – um einige Beispiele zu nennen - wenn ein Virus in meinen Körper eindringt und eine entsprechende Konstellation herrscht, werde ich krank. Und zwar unabhängig davon, ob ich an Gott glaube oder nicht. Wenn beim Überqueren einer Straße ich oder ein anderer nicht aufpasst, kann es vorkommen, dass ich einen Unfall erleide. Und zwar auch hier unabhängig davon, ob ich an Gott glaube oder nicht. Und wir könnten hier beliebig viele Fälle konstruieren, die alle auf dem selben Prinzip beruhen. Wir erleben das, was natürlicherweise einem Menschen geschieht und was nach den Naturgesetzen eintreten wird. Und das eben zunächst unabhängig davon, ob wir an Gott glauben oder nicht.
Aber gerade hier gewinnt unsere Frage nach Gott wieder an entscheidender Bedeutung. Denn dieses System der Naturgesetze kann nur durch das Eingreifen eines Gottes aufgehoben werden, der über den Naturgesetzen steht! Aber, wie wir aus dem Vorangegangenen gesehen haben, müssen wir uns fragen: Welches Interesse sollte ein Gott haben, uns zu helfen. Einer Menschheit zu helfen, die ihn grundsätzlich ablehnt und oft genug ihn vollkommen ignoriert und sogar leugnet.
Wir müssen bedenken, Gott lebt nicht nur in einer höheren Dimension, sondern er ist auch so vielfach höher von seiner Art und seinem Wesen wie wir kleinen Menschenkinder. Warum sollte er, der - so stellen sich das alle Religionen vor – in ewiger Harmonie und Glück lebt, sich ausgerechnet mit den Sorgen, Problemen und dem Unglück der Menschen befassen, die doch an ihrer Situation selbst schuld sind ?
Und selbst wenn er das vorhätte, könnte solch ein höher dimensionierter Gott uns überhaupt verstehen, unser Not begreifen, mit uns mitfühlen und mitleiden? Denn das erst würde ihn zu einem Gott machen, der uns wirklich nahe sein kann.
Von der Bibel her bekommen wir den Eindruck, das genau dieses Problem Gott beschäftigt hat. Denn allein der Gott der Bibel wird ein Gott der vollkommenen Liebe genannt. Das heißt für uns, dass er grundsätzlich uns Menschen liebt und zwar zunächst auch unabhängig davon, ob wir an ihn glauben oder nicht. Heißt es doch: So sehr hat Gott die Welt geliebt...! Wenn man aber jemanden wirklich liebt, dann ist man bereit, alles dranzusetzen, um ihm in der Not zu helfen.
Genau das tat die Liebe Gottes. Er begnügte sich nicht damit uns gewissermaßen ‚von oben herab’ ein paar tröstende Worte zukommen zu lassen. Sondern er wollte selbst wissen und erfahren, wie es wirklich ist, das Menschsein. Und das nicht nur in guten Tagen, sondern vornehmlich in Unglück, Not und Tod. Um das erfahren zu können, kam er in Jesus Christus, seinem Sohn, als Mensch in diese Welt. Von dieser Zeit an gibt es eine neue Situation. Alles, was jetzt von Gott und Jesus gesagt wird, trifft für die zu, die sich diesem Jesus bewusst und voll hingegeben, ihre Ablehnung gegen Gott aufgegeben haben und sich ihm anvertrauen.
Und obwohl Jesus Gottes Sohn war und blieb, wurde er doch auch wahrer Mensch. Ein Mensch wie wir, so sagt es die Bibel in Philipper 2, 7 :
Er – Jesus – war Gott gleich, hielt aber nicht daran fest, Gott gleich zu sein, sondern entäußerste sich und wurde den Menschen gleich. (Einheits Übersetzung)
So stimmt es auch, wie wir es im Hebräerbrief gelesen haben: Jesus musste in allen Dingen seinen Brüdern - das heißt uns Menschen - gleich werden, also dasselbe erleben, damit er sich nicht nur in unsere Gefühle und Leiden hineindenken kann, sondern sie selbst empfunden hat. Denn nur dann, wenn man eine Versuchung erlitten, einen Schmerz empfunden hat, kann man den anderen wirklich verstehen und barmherzig mit ihm umgehen.
Und Jesus hat sich voll und ganz diesem Prozess gestellt. Wir finden bei ihm jede menschliche Regung und jedes menschliche Bedürfnis wieder: ER empfand Hunger und Durst, er war so müde, das er selbst beim Sturm auf dem Meere einschlief. Er wusste von höchsten Glücksgefühlen, heißt es doch von ihm, dass er im Geist jubelte, (Lukas 10, 21) also große Freude empfand. Aber es wird zugleich mehrfach berichtet, dass er weinte (Lukas 19, 41) Als er am Grab seines Freundes Lazarus stand, heißt es sogar von ihm, dass er im Innersten erregt und erschüttert war. (Johannes 11, 33. Elberfelder)
Im Garten Gethsemane, vor seiner Kreuzigung, war er im Glauben so angefochten, dass er seinen Vater bat, dass dieses Leiden an ihn vorübergehen möchte, er sich aber sofort dem Willen seines Vaters unterwarf. Körperlich litt er dort im Garten so sehr, dass, wie die Bibel berichtet, sein Schweiz wie Blutstropfen erschienen.
Was Jesus am Kreuz für Schmerzen und an psychischen Leiden durchmachte, kann man kaum ahnen.
Deshalb heißt es mit Recht im Worte Gottes:
Denn wir haben nicht einen Hohepriester der nicht könnte mitleiden mit unserer Schwachheit, sondern der versucht ist allenthalben gleich wie wir, doch ohne Sünde! (Hebräer 4, 15)
Und das ist das ganz Besondere: Jesus weiß auch um Versuchung und Sünde. Er weiß, dass Sünde bewirkt, dass der Mensch für ewig verloren ist. Deshalb sagt die Bibel ganz deutlich:
Denn Gott hat seinen Sohn nicht in die Welt gesandt, dass er die Welt richte, sondern dass die Welt durch ihn gerettet werde! (Johannes 3, 17)
Allerdings könnte an dieser Stelle ein Einwand kommen. Die Bibel berichtet davon, wie wir eben gelesen haben, dass Jesus zur Sünde versucht wurde, aber nicht sündigte. Nun ist aber gerade die Sünde, das Sündigen, das Problem der Menschen überhaupt. Wie schrecklich ist es, unter einer Schuld zu leiden, die man selbst verursacht hat. Kann Jesus uns verstehen, wenn wir von unserer Schuld bedrückt und über unserer Schuld verzweifelt sind, wenn er selbst nicht gesündigt hat? Doch, auch hier versteht uns Jesus. Denn die Bibel sagt:
Gott hat Christus, der ohne Sünde war, an unserer Stelle als Sünder verurteilt, damit wir durch ihn als gerecht vor Gott bestehen können. (2. Korinther 5, 21 Hoffnung für alle)
Was heißt das? Doch nichts anderes als das mit Jesus am Kreuz die personifizierte Sünde hing. Jesus wurde an unserer Statt zum Sünder. Und das heißt, er wurde mit der Sünde einer ganzen Welt durch alle Zeiten hindurch beladen. Darum heißt es ja in unserem zu Anfang gelesenen Text auch, dass Jesus selbst versucht wurde und gelitten hat und deshalb uns verstehen kann, wenn wir versucht werden auch mit der Frage: Warum? Herr!! wenn wir ins Leid kommen. Denn dieser Jesus selbst war es ja, der am Kreuz geschrieen hat:
Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?
Also: keiner als Jesus weiß besser, was es heißt, unter Sünde und Schuld zu leiden. Darum ist er ein treuer Hohepriester vor Gott. Denn Hohepriester bedeutet ja, dass er uns würdig und verständnisvoll vor Gott vertreten kann, unser Anwalt vor Gott ist, wenn wir angeklagt werden.
Und gerade weil er um die Bedeutung der Sünde wusste, die uns von Gott dem Vater trennte, ging er ja an das Kreuz. Das ist ja auch gerade die frohe Botschaft: Jesus starb für die Sünder und versöhnte sie mit Gott dem Vater! Und weil Jesus selbst so akut unter der Sünde gelitten hat, und weiß, wie schwer es ist der Sünde zu widerstehen, ist er barmherzig geworden allen, die mit ihrer Sünde zu ihm kommen. Er vergibt, jeden, und jedem gern! Halleluja!
Und trotzdem. Wenn wir ehrlich sind müssen wir zugeben, dass es einerseits großartig und hilfreich ist, wenn da jemand ist, wie es von Gott in Jesus berichtet wird, der „bei uns ist“, „ der uns versteht“, “der uns die Schuld vergibt“. Aber sind deshalb meine Schmerzen und Leiden wirklich weniger? Natürlich ist es gut und hilfreich - um es einmal im Bild zu sagen - wenn jemand an meinem Krankenbett bei mir ist“, „mich versteht“, „mich tröstet“.Aber, wie gesagt, meine Schmerzen und Leiden bleiben! Ja, für den menschlichen Bereich stimmt das, aber nicht für den göttlichen.
Was gemeint ist, kann man vielleicht am Besten an zwei Beispielen erklären:
Vor Zeiten trafen meine Frau und ich uns mit etlichen Geschwistern zum Gebet. Wir wollten den Herrn bitten, uns zu unserem Dienst in der Gemeinde neu zuzurüsten. Als wir beteten, bekam einer der Anwesenden ein Wort und dazu ein Bild von Gott. Bei dem Wort handelte es sich um eine Stelle wie in Matthäus 16, 24:
Will mir jemand nachfolgen, ... der nehme sein Kreuz auf sich und folge mir.
In dem Bild war ein Kreuz zu sehen, das aber nicht aufrecht stand, sondern schräg lag, so dass man den Eindruck hatte, dass jemand jetzt darunter treten sollte um das Kreuz zu tragen. Das war eine deutliche Aufforderung an uns. Mit etwas bangen Herzen erklärten wir uns bereit. Denn das Kreuz tragen, das war uns klar, bedeutet Leiden. In der Folgezeit erlebten wir dann wirklich vermehrten Segen, aber auch Situationen, an denen man hätte zerbrechen können. Manchmal kam der Gedanke auf, ob nicht das Kreuz zu schwer sei. Aber dann wurden uns auch wieder ungewöhnliche Kräfte zuteil. Dann kam mir eine Erkenntnis. Ich erinnerte mich daran, dass das Kreuz nicht aufrecht stand, sondern in Schräglage gezeigt wurde.
Eigentlich hätte es unter diesen Umständen nach dem Naturgesetz zu Boden stürzen müssen. Aber das geschah nicht. Und plötzlich wurde mir klar, warum nicht: Das Kreuz blieb deshalb in der schrägen Lage, weil schon jemand - wenn auch für uns nicht sichtbar - darunter stand: Jesus, mein Herr. Ich brauchte das Kreuz gar nicht zu tragen, jedenfalls nicht allein, Jesus war da und trug die Hauptlast. Deshalb brach ich unter der Last nicht zusammen. Das ist eine Erfahrung, die viele Christen schon gemacht haben: Jesus ist nicht nur da und hilft uns zu tragen, sondern er trägt uns! In schöner literarischer Form hat das die amerikanische Schriftstellerin Margarete Powers dargestellt in ihrem Buch: Spuren im Sand. Darin schreibt sie:
Eines Nachts hatte ich einen Traum. Ich ging am Meer entlang mit meinem Herrn. Vor dem dunklen Nachthimmel erstrahlten, Streiflichtern gleich, Bilder aus meinem Leben. Und jedes Mal sah ich zwei Fußspuren im Sand, meine eigenen und die meines Herrn.
Als das letzte Bild an meinen Augen vorübergezogen war, blickte ich zurück. Ich erschrak als ich entdeckte, dass an vielen Stellen meines Lebensweges nur eine Spur zu sehen war. Und das waren gerade die schwersten Zeiten meines Lebens.
Besorgt fragte ich den Herrn: „Herr, als ich anfing dir nachzufolgen, hast du mir versprochen, auf allen Wegen bei mir zu sein. Aber jetzt entdecke ich, dass in den schwersten Zeiten meines Lebens nur eine Spur zu sehen ist. Warum hast du mich allein gelassen, als ich dich am meisten brauchte?“
Da antwortete er: „Mein liebes Kind, ich liebe dich und werde dich nie allein lassen, erst recht nicht in Nöten und Schwierigkeiten. Dort, wo du nur eine Spur gesehen hast,
da habe ich dich getragen.“
Das ist eine Aussage, die durchaus biblischen Hintergrund hat. So sagt Gott zu seinem Volk in 2. Mose 19, 4:
Ich habe euch getragen auf Adlerflügeln und euch zu mir gebracht.
Und in 5. Mose 1, 32:
...und in der Wüste da hast du gesehen, dass dich der Herrn dein Gott, getragen hat wie ein Mann seinen Sohn trägt, auf dem ganzen Weg, den ihr gewandert seid, bis ihr an diesen Ort kamt.
Im Neuen Testament wird das schöne Bild gebraucht, dass der gute Hirte das verlorene Schaf, wenn er es gefunden hat, auf der Schulter zurück trägt. Und Jesus ist unser guter Hirte! Das ganze ist ja auch theologisch einfach zu erklären, wenn wir Gottes Wort ernst und wörtlich nehmen. Sagt nicht die Bibel, das Gott im Heiligen Geist nicht nur bei uns ist, sondern in uns wohnt? Dass wir Tempel des Heiligen Geistes sein sollen? Ja ! Dann sind wir doch tatsächlich nie wirklich allein. Allerdings wird es uns sicherlich manchmal so gehen, wie es die Schriftstellerin schildert. Sie hatte gar nicht gespürt, dass sie getragen wurde.
Aber sie hätte es gemerkt, wenn sie nicht getragen worden wäre!
Das erinnert uns vielleicht an einen älteren Liedvers:
Wenn ich auch gleich nichts spüre, von deiner Macht.
Du führst mich doch zum Ziele, auch durch die Nacht!
Und doch würden wir Jesus nicht gerecht, wenn wir nicht auch noch einen weiteren Aspekt benennen würden. Bisher haben wir herausgestellt, dass Jesus in Schwierigkeiten und Leiden bei uns ist, hilft und uns trägt und tragen hilft. Aber wenn wir Jesu Erdenleben betrachten dann stellen wir fest, dass seine Hilfe noch viel weiter ging und sehr viel konkreter war. Er heilte die Kranken, befreite die Dämonisierten, speiste die Hungrigen und weckte die Toten auf. Hat das, wie manche meinen, mit Jesus Himmelfahrt aufgehört?
Ganz bestimmt nicht! Schauen wir doch einmal in das Buch der Apostelgeschichte. Was lesen wir da? Durch die Hand der Apostel geschehen die gleichen Zeichen und Wunder wie bei Jesus: Kranke werden geheilt, Besessene frei, Tote auferweckt! Hat es irgendein Ereignis gegeben, das aussagt, dass diese Zeit vorüber ist ? Nein! Jemand hat einmal sehr treffend gesagt, wir schreiben gerade die Apostelgeschichte Kapitel 29. (In der Bibel endet sie mit Kapitel 28) Und tatsächlich ist die Kirchengeschichte voll von Zeichen und Krafttaten, wenngleich sie leider Gottes immer mehr infrage gestellt werden. Dass sie tatsächlich weniger geschehen als zur Zeit der Apostel liegt m. E. vor allem daran, dass wir keine Zeichen und Wunder mehr erwarten. Das hat die erste Gemeinde durchaus getan. Was lesen wir in Apostelgeschichte 4, 29 – 30:
Und nun, Herr... strecke deine Hand aus, dass Heilungen und Zeichen und Wunder geschehen durch den Namen deines heiligen Knechtes Jesus.
So betete die damalige erste Gemeinde. Und ihre Apostelgeschichte ist voll von Berichten über Zeichen und Wunder! Wann ist in dieser Gemeinde zum letzten Male so gebetet worden? Wurde überhaupt schon einmal so gebetet? Natürlich werden in der Regel keine Zeichen und Wunder geschehen, wenn wir sie weder erwarten noch erbitten!
Nun gibt es heute Stimmen die sagen, dass Zeichen und Wunder nicht nötig seien, weil Bekehrungen in der Regel nicht durch diese Zeichen zustande kommen, sondern durch die Verkündigung des Evangeliums. Das stimmt zwar, obschon natürlich auch schon Menschen überführt worden sind und sich bekehrt haben, wenn sie Zeuge eines Wunders wurden. (z.B.: Johannes 7, 31) Aber Zeichen und Wunder sollen ja der Verkündigung des Evangeliums folgen, die Botschaft unterstützen! Denn was lesen wir in Markus 16, ab Vers 15, Jesus sagt das!
Gehet hin in alle Welt und predigt das Evangelium aller Kreatur ... Die Zeichen aber, die da folgen werden denen, die da glauben, sind die: In meinen Namen werden sie böse Geister austreiben, ... auf Kranke werden sie die Hände legen und es wird besser mit ihnen werden.
Das dürfte doch eindeutig genug sein. Deshalb gibt es einige gute weitere Gründe, weshalb auch wir heute um Zeichen und Wunder bitten sollten.
Erster Grund: Jesu Macht muss offenbar werden
Wir verkünden in unseren Predigten und zitieren Gottes Wort wenn wir sagen: Jesus ist gegeben alle Macht im Himmel und auf Erden. Wir sagen, dass Gott allmächtig ist. Aber müsste sich diese Macht nicht auch einmal in unserem Alltag konkretisieren? Ein Beispiel: Was würde man sagen, wenn jemand behauptet, Doktor X ist der beste Chirurg aller Zeiten, bei einer Rückfrage aber festgestellt würde, dass er noch nie operiert hat? Was antworten wir denn Ungläubigen, wenn sie uns nach Jesu Macht fragen? Sind wir es den Ungläubigen nicht schuldig zu zeigen, wie Jesus wirklich ist? Ich denke schon.
Was antwortet Jesus dem zweifelnd-fragenden Johannes den Täufer, der wissen will, ob Jesus wirklich der Messias ist?
Blinde sehen, Lahme gehen, Aussätzige werden rein und Taube hören, Tote stehen auf und den Armen wird das Evangelium gepredigt. (Matthäus 11,5)
Jesus verweist hier keineswegs nur auf die Verkündigung, sondern auch ausführlich auf seine Wundertaten. Das sollte uns zu denken geben!
Ein kompetenter französischer Theologe schreibt dazu sehr treffend:
Vergessen wir nicht, dass Weissagung und Wunder zwei starke Beweisgründe bei der Verteidigung des christlichen Glaubens darstellen. Die Weissagung erbringt den Beweis für das Übernatürliche in Worten, das Wunder dagegen in Werken. Sie beweisen damit die Allwissenheit, bzw. die Allmacht Gottes. (nach Rene' Pache)
Zweiter Grund: Manchmal hilft nur noch ein Wunder
Es gibt Situationen im Leben, die vollkommen aussichtslos sind. Sei es in unheilbaren Krankheitsfällen, in psychischen Leiden oder in verfahrenen Situationen, und nicht selten auch bei Hindernisse in der Arbeit für das Reich Gottes. Haben wir nicht das Recht, vielleicht sogar die Pflicht, hier Hilfe bei unserem Gott zu suchen, der allein noch helfen kann? Sind wir es dem Leidenden nicht schuldig, dass wir im Glauben durch die Allmacht Jesu auch für ihn um ein Wunder bitten? Jesus hat es getan und die ersten Jünger auch. Und sie haben vielfach erlebt, das Gott sich zu ihnen bezeugt hat. Sicher werden wir unsere geistliche Bescheidenheit gerne dadurch zum Ausdruck bringen, dass wir – auch zur Hilfe für den Leidenden – auch den Satz beten: Aber Herr, dein Wille geschehe. So wie es Jesus selbst gebetet hat und damit fertig wurde, dass sein Wille nicht Erfüllung fand. Und auch Paulus Bitte um Befreiung von seinem Leiden blieb unerhört und er durfte sich mit der Gnade Gottes begnügen. Aber das hat weder ihn noch einen anderen Apostel abgehalten, um Wunder fernerhin zu bitten.
Aber was wäre, um nur ein Beispiel zu nennen, aus dem blinden Bartimäus geworden, wenn er sich nicht so lautstark gegenüber Jesus bemerkbar gemacht hätte? Er wäre blind geblieben! Dennoch wissen wir, dass in Israel trotz der Heilungsdienste Jesu und der Jünger viele Leidende leidend blieben. So wird es auch bei uns sein. Aber wir werden auch erleben, dass Gott eingreift und hilft. Und da, wo kein Wunder geschieht, werden wir eben erleben, dass wir in unserer Not doch getragen werden und nicht alleine sind! Und einen weiteren Grund muss man noch nennen:
3. Grund: Jedes Wunder verherrlicht Gott und damit Jesus!
Wie heißt es im Zusammenhang mit der Auferweckung des Lazarus? Jesus spricht es:
Diese Krankheit ist nicht zum Tode, sondern zur Verherrlichung Gottes, dass der Sohn Gottes dadurch verherrlicht werde. (Johannes 11, 4 , und auch Johannes 9, 3)
Wie oft mögen wir schon die Verherrlichung Jesu verhindert haben, weil wir nicht den Glauben hatten um das zu bitten, was Gott gerne tut?
Pioniere in der Reichsgottesarbeit haben immer wieder erfahren, dass sie ohne Wunder, ohne das Eingreifen Gottes in schwierigen Situationen gar nicht weitergekommen wären. Horst Marquardt, der lange Jahre Direktor des Evangeliums Rundfunks war - und der sicherlich keineswegs als Schwärmer oder Wundersüchtiger bezeichnet werden kann - schreibt in seinem Buch "Meine Geschichte mit dem Evangeliums Rundfunk," folgendes. Der Hintergrund:
In einer bestimmten Situation des Rundfunks war eine hohe Geldrate aufzubringen. Aus bestimmten Gründen hatte man verabredet, dass man keine Werbung für das Anliegen machen, sondern Gott vertrauen wollte, dass er Möglichkeiten schenkt. Aber natürlich hatte man dafür gebetet. Dann das Zitat:
Die zweite Rate war am 28. November um 12 Uhr fällig. 350 000 DM waren diesmal aufzubringen. Um 11.30 Uhr fehlten noch runde 44000 DM. Der Mitarbeiter machte sich zu dieser Zeit auf den Weg zur Bank, schweren Herzens, nur noch 30 Minuten blieben ihm. Was dann? Plötzlich klingelte ein Radfahrer neben ihm: "Mein Herr, ein Eilbrief für sie."
Im Kuvert ein Scheck über 32 000 DM!
Einerseits dankbar, andererseits doch besorgt ging er weiter. Wo sollten die noch fehlenden 12000 DM herkommen? Er betrat den Schalterraum. Ein netter Mitarbeiter erkannte ihn und rief ihm zu: "Hallo, soeben ist eine telegraphische Überweisung für sie in Höhe von 12 000 DM eingegangen."
So etwas mitzuerleben ist wie eine Illustration des Bibelwortes: Sollte dem Herrn etwas unmöglich sein? (1. Mose 18, 14)
Ende des Zitates, Kommentar, denke ich, überflüssig!
Abschließend zu diesem Thema noch folgendes. Ich weiß, dass auch in Bezug auf Heilungsversprechen von manchen zweifelhaften Predigern falsche Zusagen gemacht worden sind, die dann zu Enttäuschungen geführt haben. Aber falsches Handhaben göttlicher Prinzipien darf uns nie abhalten es zu tun. Aber wir müssen es richtig, nach der Bibel tun. Dann wird sich Gott dazu bestätigen und sich auch verherrlichen. Wir brauchen sicherlich keine sogenannten Heilungsgottesdienste, wo mehr versprochen wird als Jesus je zugesagt hat. Die haben die Apostel auch nicht veranstaltet.
Aber wir brauchen ein gläubiges Gebet!
Fassen wir zusammen:
Unser Gott ist durch den Heiligen Geist und seinem Sohn Jesus Christus wirklich bei uns, neben uns, ja, in uns. Er hat in Jesus alles erfahren und erlitten, was ein Mensch nur an Gutem und Schweren erleben kann. So versteht er uns und er hilft uns. Deshalb wirst auch du es erleben, wenn schwere Situationen kommen, bekommst du Kraft und Trost, sie durchzustehen. Denn Jesus trägt dich, denn er liebt dich und deshalb ist er barmherzig mit dir. Auch mit deiner Sünde, die er gerne vergibt. Und in besonderen Gnadenstunden wird es auch möglich, dass Gott dein Problem durch ein Wunder löst.
Deshalb sollte jeder, der sich nicht als Nachfolger Jesu bezeichnen kann, überlegen, ob es sich nicht lohnt, diesen Schritt zu Jesus hin zu tun. Denn alle diese Verheißungen gelten nur für die, die Jesus als ihren Herrn wirklich angenommen haben. Dabei haben wir noch keine Gelegenheit gehabt zu sagen, dass das alles fast nur das Geringste ist, was wir durch Jesus haben.
Denn Jesus garantiert uns darüber hinaus ein Leben in Ewigkeit in der Gegenwart Gottes! Denn dass er Herr ist über den Tod, hat er durch seine Auferstehung bewiesen!
Abschließen aber möchte ich diese Ausführungen mit einem Appell an alle die, die sich mit Recht als Jünger Jesu bezeichnen. Denn Jesus hat uns gesagt: Gehet hin... und verkündigt das Evangelium, dann werden nach Jesu Verheißung Zeichen und Wunder ohnehin folgen. Und darum will ich mit dem Satz schließen, den ich mir vorgenommen habe ihn möglichst in jeder Predigt zu sagen, weil er so ungeheuer wichtig ist:
Jesus sendet nicht seine Engel um das Evangelium ui verkünden.
Er kommt auch nicht selbst um das zu tun.
Er hat nur uns, seine Jünger, beauftragt,
die Frohe Botschaft zu verbreiten.
Wenn wir es nicht tun, tut es niemand!!
Welch eine hohe Verpflichtung!
Aber auch wie viel Vertrauen setzt Jesus da in uns!
Sorgen wir dafür, dass wir nicht nur die Wohltaten empfangen, von denen wir heute ausführlich gesprochen haben, sondern dass wir auch dieser Erwartung Jesu gerecht werden.
Amen.
Eine Predigt auf Glaube.de
Mit freundlicher Genehmigung von dem Autor
Autor / Quelle: Robert Nowak Nowak Predigtbuch
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