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Hölle - was ist das? – Statement aus katholischer Glaubenssicht |
25.08.2008 - 06:12 |
Verantwortung
Wer glaubt, dass die Welt einen Sinn hat, kann nicht glauben, dass der Tod alles gleich macht, dass es - plakativ gesagt - egal sein soll, ob jemand wie Mutter Teresa oder wie Adolf Hitler gelebt hat. Paulus schreibt daher: „Wir alle müssen vor dem Richterstuhl Christi erscheinen, damit jeder seinen Lohn empfängt für das Gute oder Böse, das er im irdischen Leben getan hat." (2.Korinther 5,10).
Begegnung
Nach christlicher Überzeugung begegnet jeder Mensch im Tod Jesus Christus. Er ist der lebendige Maßstab wahrer Menschlichkeit. Im Blick auf ihn erkennt jeder Mensch, was sein Leben wirklich wert ist, wo es gelungen ist und wo es „daneben gegangen" ist. Das ist mit „Gericht“ gemeint. Jesus Christus ist aber zugleich Gottes Barmherzigkeit und Vergebung. Wer die Sünde aufgegeben hat und versöhnt mit Gott stirbt, wird mit ewigem Glück beschenkt, er kommt „in den Himmel".
Läuterung
Auch ein Mensch, dem zum Zeitpunkt seines Todes noch manch Böses anhaftet, kann sein ewiges Glück finden, wenn er in seinem Innersten für Gott offen ist. Gott wird ihn von den Resten des Bösen befreien. Katholischer Glaube nennt diesen schmerzhaften, aber heilsamen Vorgang „Reinigung“ oder „Läuterung“, kirchenlateinisch: „Purgatorium". Im Deutschen gibt es dafür auch das missverständliche und häufig missbrauchte Wort „Fegefeuer". („Fegen" ist der norddeutsche Ausdruck für „reinigen". Und ähnlich wie Gold im Feuer gereinigt wird, kann der Mensch – so der recht verstandene Sinn des Wortes - durch die Liebe Gottes gereinigt werden.)
Verstockung
Aber was ist, wenn ein Mensch schwer gesündigt hat und sein destruktives Verhalten nicht bereut? Wenn er zu stolz ist, zuzugeben, dass er das Glück anderer zerstört hat? Wenn er sich von Gottes Liebe nicht erlösen lassen will?
Wer an seiner Sünde bis zum bitteren Ende festhält, sie also nicht auf-geben und her-geben will, dem kann sie auch nicht ver-geben werden, „weder in dieser noch in der zukünftigen Welt" (Matthäus 12,32). Er bleibt in seiner Sünde ewig gefangen. Wer Gottes Liebe endgültig abweist, verdammt sich selbst. Denn ohne Gott gibt es kein Glück. Diese Situation nennt die Bibel „Gehenna", wir übersetzen das traditionell mit „Hölle". Eindrucksvoll zeigt ein Ausschnitt aus dem „Jüngsten Gericht" von Michelangelo (siehe oben!), was Hölle meint: Ein „Verdammter", der verzweifelt auf sein misslungenes Leben starrt. Er blickt nicht zu Christus auf. Er hält stur an seiner „Sichtweise" fest. Und gerade deshalb ist seine Situation „aussichtslos" – ohne Aussicht, ohne Hoffnung für immer. Das ist das schreckliche Gesicht der Verstockung.
Bilder
Die Bibel verwendet verschiedene Ausdrücke für den Zustand der Verdammnis: „Gehenna" (leitet sich vom verrufenen Hinnom-Tal, dem Abfallplatz bei Jerusalem, ab), „wo der Wurm nicht stirbt und das Feuer nicht erlischt" (Markus 9,48), „äußerste Finsternis, wo man heult und mit den Zähnen knirscht“ (Matthäus 8,12), „ewige Strafe" (Matthäus 25,46), „zweiter Tod" (Offenbarung 20,14), „Feuersee" (Offenbarung 20,15) usw. Da etwas nicht zugleich ganz finster und voll Feuer sein kann, müssen diese biblischen Ausdrücke als bildhafte Rede, als Gleichnisse verstanden werden. Menschen mit sadistischen Phantasien waren dennoch immer wieder versucht, anderen „die Hölle heiß zu machen" und ihnen die ewigen Qualen sehr detailliert zu beschreiben. Gesünder sind wohl jene Christen und Christinnen, die sich fragen: Kann es eine ewige Hölle geben? Kann Gott wollen, dass Menschen ewige Qualen leiden? Richten „Höllenängste" nicht viel psychischen Schaden an? Auch große Heilige (z. B. Gregor v. Nyssa, Theresia vom Kinde Jesu) stellten sich solche Fragen.
Warnung
Katholischer Glaube sagt: Gott will, dass alle Menschen ewig glücklich werden (vgl. 1.Timotheus 2,4; Titus 2,11; 2 Petrus 3,9). „Denn Gott hat seinen Sohn nicht in die Welt gesandt, damit er die Welt richtet, sondern damit die Welt durch ihn gerettet wird." (Johannes 3,17). Die Botschaft Jesu ist keine Angstbotschaft, sondern eine Frohbotschaft: Jeder Mensch, auch wenn er ein noch so großer Sünder ist, kann das Heil finden, wenn er die Vergebung Gottes annimmt und umkehrt. Nur wer sich selbstgerecht der Liebe Gottes verschließt, wird von Jesus auch deutlich gewarnt: „Amen, das sage ich euch: Wenn ihr nicht umkehrt..., könnt ihr nicht in das Himmelreich kommen." (Matthäus 18,3) Als Warnung spricht Jesus – er verwendet dabei Vorstellungen und Gleichnisse seiner Zeit – auch von der realen Möglichkeit der Hölle, aber er sagt damit nicht, dass tatsächlich ein Mensch in die Hölle kommen wird.
Hoffnung
Wer Jesus ernst nimmt, wird auch seine Warnung, die mit dem Wort „Hölle" gemeint ist, ernst nehmen. Es ist nicht egal, wie wir leben. Unser Leben könnte sein Ziel auch verfehlen. Als Christen und Christinnen dürfen wir aber auch hoffen, dass letztlich kein Mensch so stur ist, Gottes heilende Liebe endgültig abzulehnen. „Die Kirche betet darum, dass niemand verloren geht." (KKK 1058) Im volkstümlichen Fatima-Gebet wird Jesus angerufen: „Führe alle Seelen in den Himmel, besonders jene, die deiner Barmherzigkeit am meisten bedürfen!" Wir dürfen hoffen, dass Gott auch ganz „hart gesottene" Sünder zu erweichen vermag – auf Wegen, die wir jetzt noch nicht einmal erahnen. „Für Gott ist alles möglich." (Matthäus 19,26; KKK 1058).
Karl Veitschegger (2002)
KKK = Katechismus der Katholischen Kirche
Zum Weiterdenken
"Voller Hoffnung betet die Kirche, dass alle Menschen gerettet werden."
(Katechismus der katholischen Kirche, 821)
„Wer die Liebe Gottes hartnäckig ablehnt, wird sie dadurch nicht los, aber er erfährt sie als schmerzhaftes Unglück, wie ein dem Tageslicht entwöhnter Mensch das heitere und lebensnotwendige Sonnenlicht als etwas Unerträgliches und Feindliches erlebt (vgl. Johannes 3,20). Das erlösende 'Komm zu mir!" (Mt 11,28) ist nur mehr als schreckliches 'Weg von mir!' (Mt 25,41) vernehmbar."
„Leichter ist es, in den Himmel zu kommen als in die Hölle, so groß ist die Barmherzigkeit Gottes."
(Hl. Johannes Maria Vianney, Pfarrer von Ars)
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