Gottes Haus

Gottes Haus

Es war dunkel und ich war am Eingang eines Stalles. Das Tor war auf und ich sah darin hinter einem Gatter stehend, zwei auffallend große Schafe. Ganz vorne standen sie und sahen mich an. Sie waren fast so groß wie Kühe und nicht nur deswegen wirkten sie auf mich befremdlich. Sie sahen auch irgendwie anders aus als die restlichen Schafe, die überall im Stall verstreut standen.

Hatte ich eben noch ein etwas unsicheres Gefühl, wurde ich dadurch abgelenkt, dass ein kleines, schneeweißes Lamm freudig und völlig unbedarft auf mich zulief und dabei im Ansatz Freudensprünge zu machen schien.

Ich schloss es sofort in mein Herz und ging auf das Gatter zu, freute mich in diesem Augenblick auf nichts mehr als dieses Lamm in den Arm zu nehmen. Das Lamm hatte nun das Gatter erreicht und es stand dicht neben den beiden großen Schafen. Es schaute mich neugierig und erwartungsvoll an. Ich empfand dieses Lamm als die pure Unschuld genau so wie ich es oft in den Augen von kleinen Kindern gesehen hatte und fühlte große Zuneigung. Zwei Schritte noch und ich war da.

Doch musste ich in diesem Augenblick mit ansehen, wie eines der beiden großen Schafe das Lamm mit einem festen Tritt nach hinten verdrängte, so dass es davon lief und erst in der hintersten Ecke zum Stehen kam. Davon war ich über die Maßen empört und diese Empörung wollte ich nun gehörig zum Ausdruck bringen.

Ich schritt den zwei Schafen zielstrebig entgegen und sah wie eines der Schafe fast unmerklich, bedrohlich die Lefzen hob, so wie ich es eigentlich nur von Hunden kenne. Ich verstand die Warnung, wollte aber dennoch von meinem Vorhaben nicht ablassen. Doch dann verwandelten sich die Köpfe der vorderen beiden Schafe in ein grässliches „Irgendwas“ das ich nicht imstande bin zu beschreiben. Ihre Augen waren feuerrot und sie bedrohten mich auf das Heftigste. In ihren Gesichtern sah ich Angst und abgrundtiefen Hass, den ich nun in sämtlichen Gliedern zu spüren bekam. Starr vor Entsetzen stand ich da, unfähig auch nur zu einer einzigen Reaktion, voller Todesangst. Da hörte ich plötzlich eine Stimme.

„Komm hier her!“, forderte sie mich auf.

Meine Augen verfolgten die Richtung wo die Stimme herkam und ich sah zwischen dem Gatter und der Außenwand des Stalles einen weiten Gang an dessen Ende sich ein Tor befand. Es war geöffnet und Licht drang von außen in das Stallinnere. Ich wollte hingehen, doch beide Schafe bekamen nun extrem lange Hälse, fast schon wie Giraffen, und strecken sie weit über das Gatter in den Gang hinein. Mit weit aufgerissenen Rachen machten sie mich Glauben von ihnen zerrissen zu werden, sollte ich auch nur einen Schritt weiter in diese Richtung gehen.

Tatsächlich schien mir der Gang zu schmal und meine Angst zu groß um auch nur einen einzigen weiteren Gedanken daran zu verschwenden.

Ein drittes Schaf, das mir nun auffiel, übte einen anderen Schrecken auf mich aus. Es ignorierte das Geschehen völlig und fraß genüsslich vor sich hin.






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